„Nicht die stärkste Spezies überlebt, auch nicht die intelligenteste, sondern diejenige, die sich am ehesten dem Wandel anpassen kann.“ Die  Erkenntnisse des Naturforschers Charles Darwin lassen sich ebenso auf die Wirtschaft übertragen. Schnellere und wendigere Unternehmen verdrängen „Dinosaurier“, die vor ein paar Jahren noch unangreifbar erschienen. Wer heute zu lange in der Komfortzone bleibt, weil das bestehende Geschäftsmodell jahrelang gut funktioniert hat, riskiert, morgen nicht mehr wettbewerbsfähig zu sein.

Mit den digitalen Möglichkeiten sind viele Branchen im Wandel. Einer  Strategiestudie der Unternehmensberatung Horvát &Partners zufolge, bewerten über 70 % der befragten Unternehmen die Geschäftsmodellanalyse als Kern der Strategiearbeit. Das Geschäftsmodell rückt in den Fokus der Strategiefindung und entscheidet über die Wettbewerbsfähigkeit von morgen. Doch wie funktioniert das in der Praxis? In den folgenden Schritten erläutere ich die Stategieentwicklung auf Basis des Geschäftsmodells.

Geschäftsmodellanalyse

Am Anfang steht die Analyse des bestehenden Geschäftsmodells. Für die Weiterentwicklung hinterfragen  Unternehmen die bestehende Erfolgs-Logik. Dabei steht die ganzheitliche Erfassung zentraler Kundenbedürfnisse im Fokus. Eingefahrene Denkmuster zu verlassen ist nicht leicht. Besonders inhabergeführte Unternehmen, die schon lange am Markt sind, tun sich schwer damit. Strategiefindung sollte schon deshalb auf keinen Fall isoliert im Führungsteam stattfinden. Agile Unternehmen nutzen die Weisheit der Vielen und  involvieren  bereichsübergreifend die Beobachtungen und Ideen ihrer Mitarbeiter und evtl. auch Geschäftspartner.

Eine gemeinsame Sprache finden

Im ersten Schritt geht es darum, eine gemeinsame Sprache zu finden für die Erfolgs-Logik des eigenen Unternehmens:

  • Mit welchem Nutzen überzeugen wir unsere Kunden?
  • Wie verdienen wir unser Geld?
  • Wie erzeugen wir Werte?

Das Ecosystem betrachten

Im zweiten Schritt  schauen wir auf das Ecosystem des Geschäftsmodells: Jedes Geschäftsmodell ist in ein Wertesystem eingegliedert, dessen Teilnehmer einander Nutzen stiften. Wie verhalten sich Kunden, Kunden Ihrer Kunden, Lieferanten, strategische Partner zum Angebot? Welchen Einflussfaktoren aus dem Unternehmensumfeld ist das Geschäftsmodell ausgesetzt, welche Trends sind absehbar?

Ideen sammeln

Im dritten Schritt sammeln wir Ideen für die Weiterentwicklung. Eine positive Feedback-Kultur nimmt chronischen Bedenkenträgern das Wasser aus den Mühlen und erleichtert die ergebnisoffene Betrachtung neuer Aspekte. Veränderungen am Geschäftsmodell sind in 90 % aller Fälle nicht wirklich neu.  Der St. Galler Innovationsforscher Oliver Gassmann evaluierte 55 Gestaltungsmuster für Geschäftsmodelle, die sich auf einen neuen Kontext übertragen lassen.  Wie betrachten mögliche Variationen und daraus abgeleitete Strategien immer konsistent zu dem gesamten Wirkungsgefüge des Geschäftsmodells.

Ergebnisse bewerten

Im vierten Schritt testen wir die getroffenen Annahmen und bewerten die Ergebnisse.  Die Weiterentwicklung von Geschäftsmodellen passiert selten aus einem Guss.

Wir testen neue Ideen in einem überschaubaren Rahmen und gewinnen schrittweise neue Erkenntnisse:

  • Was kommt bei welchen Kundensegmenten an?
  • Wo sind die Schwachstellen?
  • Wie können sie beseitigt werden?

Dabei wird so manche Iterationsschleife gedreht, doch die Geduld zahlt sich aus: Unternehmen, die ihr Geschäftsmodell regelmäßig hinterfragen und weiterentwickeln  sind anpassungsfähiger und damit langfristig erfolgreicher.

Christine Purnell berät mit RESULTING Unternehmen zur Geschäftsmodellinnovation.